Einladung - 8. Mai: 76 Jahre Kriegsende | ACK lädt zum Friedensgebet zuhause ein

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Einladung - 8. Mai: 76 Jahre Kriegsende | ACK lädt zum Friedensgebet zuhause ein

ACK-Backnang
Veröffentlicht von Klaus Herberts in Rückblick · 6 Mai 2021
Am 8. Mai 1945 ging für Deutschland der Zweite Weltkrieg zu Ende. In Westdeutschland dürfen Menschen seit 76 Jahren in (zumindest äußerem) Frieden leben – so lange, wie in keinem der letzten Jahrhunderte. Daran gedenken und erinnern, dafür danken und für den Frieden beten, das will eine Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) Backnang. Sie soll nun, falls das dann möglich sein wird, um ein weiteres Jahr auf Samstag, den 7. Mai 2022 verschoben werden. Die ACK hofft, dass der Zeitzeuge Ewald Tränkle dann noch als Mitwirkender zur Verfügung steht. Um das wichtige Gedenken und Danken nicht wieder gänzlich ausfallen zu lassen, hat sich ein Arbeitskreis der ACK eine Alternative überlegt.

Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen lädt auf Samstag, 8. Mai um 18 Uhr zum coronakonformen Gedenken an das Kriegsende ein. Dabei soll es drei Varianten geben: Die ACK lädt alle dazu ein, zuhause für den Frieden zu beten. Wer die Möglichkeit hat und es vorzieht, kann alternativ an einem gemeinschaftlichen Online-Gebet teilnehmen. Die dritte Möglichkeit ist die Teilnahme an der Eucharistiefeier in der Johanneskirche beim Bahnhof, in welche das Friedensgebet eingebettet ist. Es ist keine Anmeldung erforderlich. Alle drei Varianten beginnen gemeinsam um 18 Uhr. Dann läuten die Glocken der Backnanger Kirchen zum Frieden und rufen zum Gebet. Die Texte für die Andacht wie auch der Online-Zugangslink https://join.skype.com/CCvePBc7KtKC sind folgendermaßen zu finden: Die gedruckte Form gibt es als Anzeige in der Freitagsausgabe der Backnanger Kreiszeitung sowie in den Backnanger Kirchen.
Nach dem Glockengeläut wird ein kurzer Auszug aus den Aufzeichnungen von Ewald Tränkle vorgetragen. Er hat als 15jähriger das Kriegsende und den Einmarsch der US-Amerikaner in Backnang erlebt. Darauf folgt das gemeinsame Friedensgebet aus der Normandie „Herr, mach‘ mich zu einem Werkzeug deines Friedens“, das sich auch in vielen Gesangbüchern (EG 416 / GL 19,4 / altes Gotteslob 908) findet. Den Abschluss bildet das Vaterunser.

Dem Initiator der Gedenkveranstaltung, Klaus Herberts, ist es wichtig, dass die ACK auch in die Stadt und Gesellschaft hinein wirkt. So hat er unter anderem auch schon die Veranstaltungen zum Gedenken an die Reichspogromnacht 2014 und 2019 angestoßen. Mitstreiter fand er dabei in Kunstlehrer Tobias Dieterle, Politiklehrer Armin Dobler, Rolf Idler von der Neuapostolischen Kirche, Sonja Burgel von der Biblischen Gemeinde, Viktor Petkau von den Baptisten und Wilfried Braun von der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde. Beratend stand Stadtarchivar Dr. Bernhard Trefz zur Seite.

„Viele Völker gedenken heute des Tages, an dem der Zweite Weltkrieg in Europa zu Ende ging. Seinem Schicksal gemäß hat [jeder] dabei seine eigenen Gefühle. Sieg oder Niederlage, Befreiung von Unrecht und Fremdherrschaft oder Übergang zu neuer Abhängigkeit, Teilung […] – der 8. Mai 1945 ist ein Datum von entscheidender historischer Bedeutung in Europa“, so Bundespräsident Richard von Weizsäcker in seiner Rede zum 8. Mai 1985. Auch bei der Gedenkveranstaltung der ACK sollte es darum gehen, das Kriegsende aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.
Die deutsche Niederlage im Zweiten Weltkrieg war laut ACK-Vorsitzendem Klaus Herberts mittelfristig mit einem Sieg der Freiheit, der Demokratie und des Friedens verbunden. Diese Güter seien allerdings nicht selbstverständlich, sondern müssten immer wieder neu erarbeitet werden. Nicht nur Corona schränke die Freiheit ein. Eine größere und länger anhaltende Gefahr seien die Selbstverständlichkeit, mit der diese Werte betrachtet würden, Gleichgültigkeit, Radikalisierung und Verschwörungsmythen. Die Glocken, die seit der Belagerung Wiens durch Osmanen immer um 12 Uhr zum Friedensgebet aufrufen, seien auch heute eine Einladung. Es gelte, sowohl für äußeren wie inneren Frieden zu beten als auch sich dafür aktiv einzusetzen.
Wichtig ist den Veranstaltern als Christen auch, die Menschen dabei in den Blick zu nehmen. So schildert Ewald Tränkle einerseits den Luftangriff auf spielende Kinder und andererseits die Angst eines us-amerikanischen Soldaten: „Auch die Amis sind normale Leute, selbst als Soldat.““
Geplant hatte das Team ursprünglich mehrere kleinere Module in zwei Blöcken. Der erste Teil sollte auf dem Stadtfriedhof stattfinden. Schüler befragten ihre Großeltern, wie sie das Kriegsende erlebt hatten, und präsentieren die Aussagen. Kunstlehrer Tobias Dieterle führte Schüler der Abschlussklasse der Schickhardt-Realschule heran, das Kriegsende in Bildern darzustellen. Diese Arbeiten hätten in der Friedhofskapelle und der Stadtbücherei ausgestellt werden sollen. Zuletzt wurde noch ersatzweise an Repros im Freien gedacht. Um 12 Uhr läutet die Glocke der Friedhofskappelle jeden Tag mahnend – eigentlich geplant zum Gebet von Coventry mit Wilfried Braun. Dr. Roland Idler hätte zum Abschluss des ersten Teils zu stillen Zeugen des Kriegs auf dem Stadtfriedhof geführt. Um 18 Uhr sollten alle Backnanger Glocken läuten, zum Frieden mahnen und zum Beten einladen. Der zweite Block sollte an der Sulzbacher Brücke beginnen. Sie wurde zum Kriegsende von der Wehrmacht gesprengt. Der Backnanger Zeitzeuge Ewald Tränkle sollte erzählen, wie er das Kriegsende und den Einzug der Amerikaner in Backnang erlebte. Der Oberbürgermeister sollte eine Gedenkrede halten und die Jugendmusikschule die Veranstaltung umrahmen. Daran sollte sich ein Gedenkweg anschließen. In der Christophstraße sollten Mitglieder des Gemeinderats fünf Kerzen anzünden. Sie stehen für die fünf spielenden Kinder, die dort bei einem Tieffliegerangriff umgekommen sind. Zudem sollte an Hermann Krimmer und Fritz Munz erinnert werden. Sie gingen den Amerikanern als Parlamentäre entgegen, um die Stadt vor der Beschießung zu bewahren, was Fritz Munz mit dem Leben bezahlte. Anschließend sollte der Weg zur Christkönigskirche fortgesetzt werden zu einem ökumenischen Friedens-Gottesdienst unter der Leitung von Klaus Herberts mit dem Thema „Friede den Menschen auf Erden“. Es ist dem Lukasevangelium mit dem Gloria entnommen. Zum Abschluss sollte dort Friedensmusik für Orgel zur Blauen Stunde mit Dekanatskirchenmusiker Reiner Schulte erklingen.
Auch eine drastisch reduzierte Form konnte schließlich vom Ordnungsamt nicht genehmigt werden. Auf eine Friedens-Kundgebung wollte die ACK nach internen Diskussionen verzichten. So sind nun am Samstag alle zum coronakonformen Hausgebet eingeladen.

Bild: Stadtarchiv Backnang



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